Ana Zamorano kündigte 2018 ihren Job und trat ihre Radreise durch Südamerika an. Sie gewöhnte sich schnell an das Radeln mit Gepäck. Sie erinnert sich noch gut daran, wie euphorisch und adrenalingeladen sie die ersten Tage war. So, dass sie die ganze Zeit grinsen musste, obwohl es mehr als anstrengend war. Die vielfältige Landschaft und der kulturelle Reichtum Südamerikas waren die beste Motivation, immer weiterzufahren – durch die wilden Landschaften Patagoniens, durch die Wüste von Nordchile und Argentinien, über die Pässe von Peru, welche zu den größten Eisfeldern der Erde gehören, und entlang des Amazonas.
Welche waren Deine außergewöhnlichsten Radreisen?
Alle waren erstaunlich, aber einige Teile Südamerikas, besonders in Bolivien und Peru, das iranische Kurdistan und Armenien waren unglaublich. Ich erinnere mich immer mit einem Lächeln im Gesicht und viel guter Laune daran. Hier habe ich Gegenden entdeckt, in denen indigene Gemeinschaften leben, die noch nie eine Frau aus Europa auf einem Fahrrad in ihrem Dorf gesehen haben. Ich habe mich dort mit Handzeichen und einem kleinen Grundwortschatz, den ich gelernt hatte, verständigt. Es war einfach unbeschreiblich. Wir Menschen sind uns alle so ähnlich und gleichzeitig so klein auf dieser Erde.
Deine zweite Leidenschaft ist das Filmemachen und Fotografieren. Was macht Dir daran am meisten Freude? Wie beeinflusst das Deine Bikepacking-Touren?
Tatsächlich erschweren meine Foto- und Videoausrüstung mein Gepäck sehr, am Ende lohnt es sich aber immer. Manchmal sind die schweren Packtaschen eine Last, aber nur, wenn ich gerade niedergeschlagen bin oder etwas beschädigt werden könnte. Allerdings bringt mir die Ausrüstung einen besonderen Mehrwert, da ich mit dem Fahrrad Menschen und Orte erreichen kann, die ich auf keine andere Weise hätte entdecken können. Ich komme an Orten an, ohne zu wissen, was oder wen ich dort antreffen werde. Dann ergibt sich alles von selbst. Das Erzählen von Geschichten war schon immer ein Teil meiner Reisen, ebenso der menschliche Kontakt und die Nähe zur Natur, zu den Bergen und zu alten Kulturen, welche die Berggebiete noch immer bewahren.
Was motiviert Dich, diese Reisen mit dem Rad anzutreten und nicht mit einem anderen Gefährt?
Das Fahrrad gibt einem die Möglichkeit, Herr seiner Zeit zu sein. Damit bin ich nicht von irgendeinem Zeitplan eingeschränkt wie bei Reisen mit dem Bus, dem Flugzeug oder dem Zug. Darüber hinaus kann ich so an Orte gelangen, die nur zu Fuß erreichbar sind. Ein großes Plus ist, dass man unterwegs nichts verpasst. Wenn man mit dem Bus oder Auto fährt, verpasst man so vieles zwischen den einzelnen Sehenswürdigkeiten oder Zielorten. Mit dem Fahrrad ist das ganz anders. Hier entdeckt man die Strecke dazwischen auf ganz andere Weise, denn gerade an diesen Orten liegt die Magie und die Stimmung des Landes.