Schöffel und das Wandern
Wie die Räder in den Spinnereien drehte sich auch das Rad der Zeit unentwegt fort. Kinder wurden geboren, Großeltern starben, der Textilhandel der Schöffels erlebte gute und harte Zeiten, aber er überdauerte.
Die Brüder Ludwig und Hubert
Auf ihr Geschäft hatte die Familie Einfluss, doch wie jede andere Familie waren auch die Schöffels immer dem Zeitgeschehen ausgeliefert – und dieses war kein schönes in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Wieder einmal müssen die Schöffels einen herben Schicksalsschlag verkraften: Sohn Ludwig fällt im Krieg in Russland. Als sei der Verlust des geliebten Familienmitglieds nicht schon schlimm genug, stellt der plötzliche Tod Ludwigs auch die Firma Schöffel vor ein Problem, denn Ludwig war es, der das inzwischen gewachsene Unternehmen hätte weiterführen sollen. Wie sollte es weitergehen? Ludwigs jüngerer Bruder Hubert wagt den Schritt, in Ludwigs Fußstapfen zu treten.
Huberts Liebe zu den Bergen
Nun wäre es sicher ein Leichtes gewesen, diesen Fußstapfen einfach auf dem von Ludwig angedachten Weg zu folgen. Aber Hubert war immer schon ein Bursche, der eigene Wege ging, waren diese auch noch so herausfordernd. Mit gerade einmal 13 Jahren hatte der kleine Hubert schon das erste Mal den Heilbronner Weg, einen der ältesten Klettersteige der Alpen, bezwungen. Ob im Geschäftsleben oder am Berg: Hatte Hubert eine Vision, ließ er sich durch nichts von ihrer Verwirklichung abhalten.
Wie auch das Kaufmannstum war Hubert die Liebe zum Bergsport bereits in die Wiege gelegt worden: Vater Ludwig war Gründungsmitglied des Deutschen Alpenvereins. So verwundert es nicht, dass Hubert jede freie Minute in den Bergen verbrachte. Freitagabends verabschiedet er sich aus Schwabmünchen auf die Gipfel der Alpen, am Montagmorgen steht der Juniorchef wieder pünktlich im Geschäft der Schöffels.
Besondere Begegnungen
Bei den Touren durch die geliebten Berge erlebte Hubert seine persönlichen Ich bin raus-Momente und traf dort viele Gleichgesinnte, die seine Liebe zu den Bergen teilten und ihn inspirierten. Einer davon war Edmund Hillary. Gerade einmal zwei Monate, nachdem Hillary 1953 als erster Mensch den Mount Everest erklommen hatte, traf Hubert ihn zufällig auf einer Hütte im Ötztal. Hillarys Bescheidenheit und Demut beindruckten Hubert zutiefst. Demut lernte Hubert aber auch von den Bergen selbst: Auf seinen Gletschertouren blieben brenzlige Situationen nicht aus. Einmal musste er einen Gefährten aus einer Gletscherspalte retten. Der Verunglückte überlebte und schaffte es noch am selben Tag mit Hubert zusammen auf den Gipfel.