Das Leben von Profisportlern ist geprägt von neuen Herausforderungen. Auf einen Siegesrausch kann schnell eine ernüchternde Verletzung oder Niederlage folgen. Diese Herausforderungen zu meistern, erfordert Selbstdisziplin und enorme Motivation.
Zu diesem Thema durften wir die Athletinnen und Athleten des ÖSV befragen. Die Athletinnen und Athleten des ÖSV werden jedes Jahr von Schöffel ausgestattet. Ricarda Haaser, Otmar Stiedinger, Tamara Tippler, Katharina Truppe, Stephanie Venier und Christian Walder haben sich die Zeit genommen, uns zu verraten, wie sie mit Herausforderungen und Niederlagen umgehen, was sie motiviert und welchen Rat sie dem Ski-Nachwuchs mit auf den Weg geben möchten.
- 1. Welche Herausforderungen haben Dich auf Deinem Werdegang begleitet und wie hast du sie gemeistert?
- 2. Woher kommt Deine Motivation, die Herausforderungen zu meistern?
- 3. Gibt es Tipps, die Dir beim Umgang mit Herausforderungen helfen?
- 4. Mit welchen Niederlagen musstest Du in Deinem Leben und in Deiner Karriere zurechtkommen und was hast Du aus ihnen gelernt?
- 5. Welchen Rat würdest Du Nachwuchsläuferinnen und Nachwuchsläufern auf ihrer Karriere mitgeben?
- 6. Was ist dein Lebensmotto?
Welche Herausforderungen haben Dich auf Deinem Werdegang begleitet und wie hast du sie gemeistert?
Spitzensportler müssen immer wieder über sich selbst hinauswachsen. Dabei gibt es regelmäßig Rückschläge, die sie verarbeiten müssen. Die Athletinnen und Athleten vom ÖSV verraten uns, wie sie Herausforderungen meistern.
Ricarda Haaser: "Herausforderungen gibt es täglich. Die muss man einfach annehmen, egal ob beim Training, im Sommer oder bei einem Wettkampf. Man muss aus dem Tag einfach immer das Beste rausholen, damit man dann am Ende sagen kann: „Ich habe mein Ziel erreicht”."
Tamara Tippler: "Angefangen hat es beim Skirennen in Schladming. Da war für mich dann klar, wie viel man für den Skisport geben muss. Dass man sich nicht hinstellen und einfach sagen kann: „So, jetzt möchte ich gerne Skifahrerin werden”. Man muss sich richtig den Allerwertesten aufreißen, dass da was vorwärts geht. Das hat mich schon teilweise vor große Herausforderungen gestellt. Das ist nicht immer ein Honiglecken. Es sieht leichter aus als es ist."
Otmar Striedinger: "Ich glaube, das Leben ist für jeden von uns mit Herausforderungen verbunden. Auch in meiner eigenen Geschichte hat es Täler gegeben, dann sind wieder Berge gekommen. Ich glaube, das zeichnet eine Skifahrer-Karriere aus. Dass man, wenn man am Boden ist, wieder aufstehen muss. Ich habe in meiner Karriere auch sehr viele Rückschläge erleben müssen, aber habe irgendwie immer wieder den Mut gefunden, da rauszukommen. Ich bin auch froh, dass ich ein Umfeld habe, das mich unterstützt, mir Kraft gib und mir gut zuredet. Ich glaube, das ist der Schlüssel meiner bisherigen Karriere."
Christian Walder: "Die größten Herausforderungen waren sicher die ganzen Verletzungen. In jungen Jahren war ich immer recht gut. Als ich in die Jugend gekommen bin, mit 15 oder 16, habe ich mir gleich das Kreuzband gerissen. In der Saison drauf habe ich dennoch die ÖSV-Limits erfüllt. Das ist eigentlich alles gut gelaufen. Dann hat es angefangen mit einer Schulterluxation, Herzrhythmusstörungen und besonderen Verletzungen. Da beginnt man, zu überlegen. Vor allem mit der Reha, die man nach den Verletzungen immer machen muss, wurde das Ganze dann ein bisschen zäh."
Aus den Antworten der Athleten wird ersichtlich, dass Herausforderungen gerade im Spitzensport zum täglichen Leben gehören. Sportliche Niederlagen oder Verletzungen können einen Athleten stark beeinflussen, nicht nur körperlich, sondern auch mental. Es kann viel Kraft kosten, sich nicht unterkriegen zu lassen und immer wieder auf die Beine zu kommen.
Ich glaube, das Leben ist für jeden von uns mit Herausforderungen verbunden.
Woher kommt Deine Motivation, die Herausforderungen zu meistern?
Niederlagen und Rückschläge sind unvermeidbar. Deshalb ist es besonders wichtig, dass die Sportler die Motivation nie verlieren. Doch woher kommt dieser scheinbar unendliche Antrieb, der die Athletinnen und Athleten immer wieder zu Höchstleistungen anspornt?
Ricarda Haaser: "Der Spaß muss immer an oberster Stelle stehen. Wenn man Spaß bei der Arbeit hat und voll konzentriert herangeht, dann sind Herausforderungen schon zu meistern. Man muss einfach immer dranbleiben und darf das Ziel nicht aus den Augen verlieren."
Tamara Tippler: "Da war einfach der Wille. Ich wollte Skifahrerin werden. Ich war mir zu tausend Prozent sicher. Mir war die Schule auch wichtig, ich wollte einen Abschluss haben, damit ich vom Kopf her befreit bin. Aber ich wusste, ich will Skifahrerin werden, komme was wolle. Ich habe alles dafür getan. Ich habe mir einen Trainer gesucht, mit dem ich zusätzliche Skitrainings absolvierte und habe mir viel abgeschaut von den älteren Hasen damals."
Christian Walder: "Da rückt die Familie schon in den Vordergrund. Man weiß wieder, wer hinter einem steht, einem gut zuredet und einen motiviert. Wenn man dann nach einer Verletzung wieder einigermaßen gehen und relativ normal in ein Konditions-Training einsteigen kann, steigert das die Motivation auch. Du machst das ja eigentlich von klein auf, arbeitest auf das Ziel hin. Das ist nicht von heute auf morgen komplett weg. Und wenn man dann beim Rennen wieder am Stockerl steht, weiß man, warum man sich die ganze Mühe gegeben hat."
Der Spaß muss immer an oberster Stelle stehen.
Gibt es Tipps, die Dir beim Umgang mit Herausforderungen helfen? Wie stellst Du Deine Motivation wieder her?
Doch was passiert, wenn die Motivation mal bröckelt? Die Athletinnen und Athleten des ÖSV verraten uns, welche Überzeugungen und Gedanken sie auf den Boden der Tatsachen zurückholen und sie neu motivieren. Wir können schon hier verraten: Man benötigt einen eisernen Willen sowie außergewöhnliche Begeisterung für den Skisport.
Otmar Striedinger: "Für mich ist ein Motivationsfaktor immer der Spaß. Wenn es mir Freude bereitet, etwas zu tun oder an eine Sache heranzugehen, dann mache ich es auch gut und bin motiviert. Ich freue mich jeden Tag, wenn ich auf die Piste komme, wenn ich den Schnee unter mir spüre. Im Moment macht mir Skifahren riesigen Spaß und ich glaube das ist auch im normalen Leben der Schlüssel zum Erfolg. Spaß gehört einfach dazu."
Stephanie Venier: "Beim Skifahren ist das extrem Coole, dass du in der freien Natur sein kannst. Dass man das Hobby, so ist es bei mir, zum Beruf machen kann. Wenn man dann jeden Tag sieht, was man daran hat, auch wenn es mal nicht so läuft, kann man Vieles einfach mehr schätzen. Zur Motivation – klar gibt es auch bei mir mal Tage, an denen ich mal keine Lust habe. Aber sobald man dann draußen ist, ist es cool und lässig."
Der Spaß am Skifahren ist ein wichtiger Faktor, der die Athleten stets daran erinnert, warum sie sich für dieses Leben entschieden haben und der sie immer wieder zurück auf die Piste holt. Es ist dieser Spaß und die Freude am Sport, die nicht nur die Sportlerinnen selbst begeistern, sondern auch Millionen von Zuschauern zu den Wettkämpfen und vor die Fernseher locken.
Beim Skifahren ist das extrem Coole, dass du in der freien Natur sein kannst.
Mit welchen Niederlagen musstest Du in Deinem Leben und in Deiner Karriere zurechtkommen und was hast Du aus ihnen gelernt?
Auch wenn Niederlagen zum Sport dazugehören, sind sie doch jedes Mal eine herbe Enttäuschung. Trotzdem sollte man zumindest versuchen, eine positive Seite an Rückschlägen zu entdecken. Die Sportlerinnen und Sportler vom ÖSV erzählen uns, was sie aus ihren Misserfolgen lernen konnten.
Katharina Truppe: "Man kann immer was mitnehmen. Man hat Leute um sich, die hinter einem stehen, auch wenn es nicht gut läuft. Durch meine Verletzung habe ich auch gelernt, dass der Körper seine Grenzen hat. Man muss Körpergefühl aufbauen, aber das lernt man nur in harten Zeiten."
Ricarda Haaser: "Als Spitzensportler erlebt man öfter Niederlagen als Siege. Jedes Rennen, das man nicht gewinnt, oder wenn man das Tagesziel nicht ganz erreicht hat – das ist wie eine kleine Niederlage. Aber auch Verletzungen und andere Rückschläge gehören hier dazu. Man lernt daraus sehr viel. Man wird gelassener, lockerer, sieht alles ein bisschen entspannter und nutzt einfach die nächste Chance, die man bekommt."
Tamara Tippler: "Zum Glück, also Holz klopfen, hatte ich noch nie eine schwere Verletzung. Aber es gibt auch andere Niederlagen im Leben. Es muss nicht immer gleich der Worst-Case sein. Ich bin schon bei Qualifikationen, zum Beispiel vor dem World-Cup-Start, gescheitert. Natürlich sind da Tränen geflossen. Im Endeffekt macht es einen stärker, auch wenn zu dem Zeitpunkt die Welt zusammenbricht. Ich habe mir dann auch Unterstützung geholt, weil ein Außenstehender Dinge doch neutraler sieht als man selbst. Der zeigt dir dann schon mal, dass du trotz Scheitern zu den besten Skifahrerinnen in Österreich gehörst. Dann schaut die Welt schon wieder ganz anders aus. Das muss man einfach akzeptieren und sich kleine Ziele setzen. Wenn man die erreicht hat, kann es wieder weitergehen. Ich habe auch den Fehler gemacht, dass ich fünf Schritte überspringen wollte. Daraus habe ich am meisten gelernt."
Christian Walder: "Sportlich gesehen war meine größte Niederlage wahrscheinlich 2014. Da war ich vor dem Europacup-Finale in der Super-G-Wertung Zweiter, also auf Fixplatzkurs für die nächste Saison. Dann habe ich die Nerven verloren und bin ausgeschieden. Somit war ich in der Super-G-Wertung Vierter. In der nächsten Saison war ich dann nicht im Weltcup, sondern musste noch ein Jahr Europacup fahren. Davon habe ich mich lange nicht erholt, das hat bis Mitte der nächsten Saison gedauert. Gelernt habe ich aus der Situation, dass es besser ist, wenn man ganz nach vorne rast und so ausscheidet, anstatt abzubremsen und sich danach ewig Vorwürfe zu machen, weil man in dem Moment nicht genug riskiert hat."
Stephanie Venier: "Ich muss sagen, ich bin relativ gut im Verdrängen (lacht). Die positiven Dinge sauge ich viel mehr auf als die Negativen. Aber man muss einmal eine richtige Niederlage erlebt haben. Am Anfang bin ich nicht vorne mitgefahren, sondern auf den hinteren Plätzen. Aber ich habe immer weiter gemacht, habe mich von nichts abhalten lassen und bin immer meinen Weg gegangen. Ich hatte dabei auch immer Unterstützung. Wie gesagt, Niederlagen gehören einfach dazu und sie sind schon so gut wie verdrängt."
Als Spitzensportler erlebt man öfter Niederlagen als Siege.
Welchen Rat würdest Du Nachwuchsläuferinnen und Nachwuchsläufern auf ihrer Karriere mitgeben?
Skifahrerin oder Skifahrer zu werden klingt für viele Kinder und Jugendliche wie ein Traum. Diesen Wunsch in die Tat umzusetzen, ist jedoch leichter gesagt als getan. Unsere Athleten verraten, was sie Nachwuchssportlern mit auf den Weg geben möchten.
Katharina Truppe: "Man sollte gesunden Ehrgeiz haben, sich aber nicht komplett aufs Skifahren versteifen. Man muss ein Mittelmaß finden zwischen dem Skifahren und seinem Leben."
Ricarda Haaser: "Wo man jetzt gerade steht, ist vielleicht nicht das Wichtigste für das, wo man in zehn Jahren hinwill. Man muss an seinem Ziel dranbleiben und darf nicht aufgeben – einfach weitermachen, den Weg konsequent verfolgen und sich nicht abbringen lassen."
Tamara Tippler: "Dass man sich echt überlegt, ob man die Karriere wirklich will und das jetzt nicht nur so larifari sagt. Ich habe das Gefühl, dass das teilweise fehlt. Ich wusste mit 15, dass ich Skifahrerin werden will, egal was ist. „Bitte helft mir alle!”, habe ich gesagt. Und meine Eltern und mein Umfeld haben mich unterstützt. Ich würde dem Nachwuchs mitgeben, dass man es wirklich aus Leidenschaft macht und nicht weil es ein Muss ist. Weil es Dein Traum und Dein Berufswunsch ist, denn eine Garantie zum Erfolg hat man nicht. Man muss es einfach tief drinnen fühlen. Das habe ich selber auch immer wieder verloren, da kommen dann die Zweifel. Aber wenn Du Dich wieder sammelst und Dir vor Augen führst, dass das Dein Traum ist, funktioniert schon viel."
Otmar Striedinger: "Einem Nachwuchsläufer würde ich raten, dass er an sich glaubt und dass er Spaß hat an der Sache, die er macht. Dass er überzeugt ist und dass er weder nach links noch nach rechts schaut, sondern seinen eigenen Weg geht."
Christian Walder: "Etwas, das mir auffällt, ist, dass viele im Kinder- und Schüleralter teilweise viel zu viel Stange trainieren. Ich bin der Meinung, dass es wichtiger ist, dass man im Gelände fahren geht, ein bisschen Freifahrt hat. Es geht auch um Spaß und nicht nur um Tore, Tore, Tore. Ich glaube, als wir jünger waren, war es noch nicht so. Aber jetzt denken viele Eltern, dass schon diese sehr jungen Jahre die wichtigste Zeit sind. Viel wichtiger wäre es, dass man sich als Skifahrer kompletter aufstellt. Das geht mit Gelände-Fahren, Bögen fahren, Hürdenbahnen und solchen Sachen. Richtig losgehen tut’s dann mit 15 oder 16."
Wir sehen: Auch hier stehen Spaß am Sport und ein fester Wille wieder an erster Stelle. Um als Sportler groß rauszukommen, braucht man außerdem eine Prise Mut und ganz viel Motivation. Man muss diesen Schritt selbst gehen wollen. Druck von außen wird auf Dauer nicht genügen.
Was ist dein Lebensmotto?
Ein Lebensmotto oder Mantra kann helfen, sich in schwierigen Lebenssituationen wieder zu finden und einem das Wesentliche vor Augen zu führen. Die Athletinnen und Athleten von ÖSV haben uns ihre Lebensmottos verraten.
Ricarda Haaser: "Wer hart trainiert muss auch hart regenerieren."
Katharina Truppe: "Keep it simple. Halte die Dinge einfach."
Tamara Tippler: "Das steht auch auf meiner Autogrammkarte: Live a life you will remember!"
Stephanie Venier: "Das Wichtigste ist, Spaß an dem zu haben, was man tut und das zu schätzen, was man hat."
Schöffel sagt Danke für das Interview
Wir von Schöffel haben uns sehr gefreut, die Athletinnen und Athleten des ÖSV interviewen zu dürfen. Wir bedanken uns herzlich für die Einblicke in das Sportler-Leben und die Tipps, die vielleicht auch uns bei der Bewältigung von Herausforderungen helfen können.
Wir können es kaum erwarten, ihnen bei ihren nächsten Rennen von der Besuchertribüne oder vor dem Fernseher aus die Daumen zu drücken. Viel Erfolg!
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